DECKO
ECHO DES ORIGINES
Obwohl Decko in der ausländischen Kunstszene wohlverdiente Anerkennung zu Teil wird, tritt er in Mulhouse nur selten in Erscheinung : Seine letzte persöhnliche Ausstellung erfolgte im Jahr 1994. Mit "Echo des origines" ( "Ursprungsecho" ) greift Decko diesen Faden auf und praesentiert an die 50 Werke aus den letzten drei Jahrzehnten seines Schaffens . Hierbei handelt es sich nicht um eine Retrospektive, die die künstlerische
Arbeit Decko's in Schaffensperioden einteilt und ihre Entwicklung beschreiben würde , sondern im Gegenteil : sie solldie Einheit seines Werks über die gesamte Zeitperiode hinweg zeigen und die grundlegende Bedeutung dieser Einheit für den Schaffensprozess selbst unterstreichen .
"Structures cosmiques" ("Kosmische Strukturen") z.B., lassen sich auf eine Zeichnung aus dem Jahr 1978 zurückführen, die ,farblich weiterentwickelt , in Fragmenten überarbeitet und immer wieder neu erfunden wurde und so bishin zu einer Skulptur führt, die anlässlich dieser Ausstellung entstanden ist. Themen wie "Mélodies cosmiques" ("Kosmische Melodien"), ebenso wie "Ondulations fluidiques" ("Wellen") und "Traces" ("Spuren") werden im Laufe der Jahre immer wieder aufgenommen. Das für diese Ausstellung geschaffene Polyptychon "A la foi(s) précédente" korrespondiert in seinem Rhytmus mit " Résonnances en 7 points " ebenso wie mit " Ondulations ", deren Sinuskurven den Faltenwurf vom Gewand des Heiligen wiederspiegeln.
Der warmherzige Künstler spricht gerne über seine Arbeit. Namen und Ideen kommen zur Sprache, die seinen Schaffensweg beleuchteten. Um nur einige Beispiele herauszugreifen : Von Jacky Chevaux ( 1943 - 1995 ), dem viel zu frueh verstorbenen, charismatischen Kuenstler, leitet er die technische Perfektion im Dienste einer erweiterten Selbst- und Welterkenntnis ab. Der grosse Religionshistoriker Mircea Eliade (1907- 1986) erweckte sein Interesse fuer die verschiedenen Formen der Religiositaet (Mythen , Transzedenz , Heiligkeit ... ) Mit Etienne Klein , dem eminenten Spezialisten für Quantenphysik, spürt er Fragen nach über die Zeit und über den Ursprung des Universums ...Weitere Referenzen finden sich bei ihm aus der Welt der Symbole und der Esotherik sowie aus Reisen als Botschafter des Friedens durch die Länder rund ums Mittelmeer.
Dieser Synkretismus verortet Decko an den Grenzen zwischen Kunst und Philosophie, Wissenschaft und Religion. In seinen seriellen Rhytmen und fraktalen Variationen will er die Welt in ihrer tiefsten Einheit erfassen - vom unendlich Grossen bis zum unendlich Kleinen . Er will ihre Schwingungen und Frequenzen , Kräfte und Energien festhalten , um daraus zugleich Ordnung und Unordnung , Genese und Chaos abzuleiten .... All dies mit Linien und Farben, bei denen die Symmetrie eine Hauptrolle spielt , Symmetrie um eine Achse , deren Unregelmaessigkeiten zufällig bleiben : Die Gesetze der Physik prallen auf Theorien ueber Zufall und Unsicherheit, bzw. Ungewissheit der Existenz.
In Deckos Universum bleibt der Platz des Menschen nicht ausgespart , sein eigener im besonderen, unter Einschluss persöhnlicher, ("Carnet de route " ), und familiärer Erinnerungen ( "Ouranopolis " ). Die Symbole und Zeichen , die Decko verschiedensten Zivilisationen entlehnt oder auch selbst entwirft , sollen das allgemeine Erbe der Menschheit in sein Werk übertragen ("Traces", "Spuren"). Aber der Künstler erkundet vor allem die Materie und bahnt sich seinen Weg durch realen und imaginären Raum, in welchem sich die persönliche Biographie , Wissenschaft , Traum und transzendentale Fragestellungen mischen. Auf diese Weise werden Deckos Gemälde, mit höchster Präzision und Sorgfalt geschaffen , zu einer Einladung zur Meditation.
Joel Delaine
Chefkonservator der Städtischen Museen Mulhouse